Behandlung von Bewschwerden der HWS
Das Genick ist eine der sensitivsten Stellen des menschlichen Körpers. Es ist ein „Nadelöhr“, durch das alle Stränge, die den Kopf versorgen, hindurchlaufen und umgekehrt: Alles, was der Kopf dem Körper „zu sagen hat“, muss durch den Hals herunter. Nicht nur direkte Kopfverletzungen, sondern jede Gewalteinwirkung auf den Körper hat Auswirkungen auf die Wirbelsäule, inklusive Halswirbelsäule. Dazu gehören Stürze auf das Gesäß, den Rücken, auf die Schultern, selbst auf die Arme und auf die Knie. Das Genickgelenk ist bei jedem dieser Stürze die Schwachstelle, besonders, wenn schon eine Vorschädigung im HWS-Bereich besteht. Auto- und Haushaltsunfälle, Fahrradunfälle, Reitunfälle, insgesamt Sportunfälle (Ball an den Kopf bekommen, ein böses Foul, Skiunfall) oder etwas Schweres auf den Kopf bekommen zu haben verletzen mit großer Wahrscheinlichkeit die HWS mit ihren Strukturen. Gravierende Auswirkungen haben unerwartete Traumatisierungen, die auf eine entspannte, lockere HWS-Muskulatur treffen, wie z.B. plötzliche Schläge, Stürze oder Ähnliches. Noch belastender ist die Gewalteinwirkung bei rotierten (gedrehten) Kopf. Hierbei ist das Flügelband maximal gespannt. Bei einsetzender Gewalt hat die Nackenmuskulatur keine Zeit mehr, durch reflektorische Gegenanspannung die Schleuderbewegung des Kopfes abzufangen. Hierbei werden besonders die dünnen Facettengelenke zwischen den Wirbelkörpern geschädigt. Dies geschieht häufig bei Auffahrunfällen. Am gefährlichsten sind Traumatisierungen bei geneigtem Kopf zur Seite und gleichzeitiger Rotation.
Gewalteinwirkungen dehnen oder verletzen unter anderem Weichteile im HWS-Bereich, wie Bänder, Muskeln, Faszien und auch die Facettengelenke zwischen den Wirbelkörpern. Gelenkkapseln und Sehnen sind keine Gummibänder und folglich können sie sich nach der Überdehnung nicht einfach wieder zusammenziehen. So entsteht z.B. durch die Verletzung der Flügelbänder mehr Spielraum zwischen dem ersten und zweiten HWS-Gelenk. Dieser Spielraum führt dazu, dass das Gelenk mehr „tanzt“. Die Verletzungen im Bereich der HWS betreffen immer auch die Verletzungen der Hirnnerven.
Zwölf Hirnnerven hat jeder Mensch und alle können verletzt sein. Durch die Fehlstellungen in der HWS und die damit verbundenen Fehlfunktionen werden über die Kopfposition gestörte Informationen abgegeben. Es wird ein Informationsdefizit oder Informationschaos ausgelöst. Zahlreiche Symptome entsprechend ihrer sensorischen und motorischen Versorgungsgebiete sind die Folge.Die Symptome können sich frühzeitig nach dem Ereignis zeigen oder lange Zeit danach als Spätsymptome, auch erst nach Jahren (vgl. Kuklinski, 2018: 33ff).
Über eine Röntgenaufnahme und über eine MRT (Magnetresonaztomographie) im Liegen sind die tatsächlichen HWS-Schäden meist nicht darstellbar.
Hierzu bedarf es einer Funktions-MRT, bei der sich bewegungsabhängige Kompressionen oder Rückenmarkskontakte darstellen lassen.
Wichtig ist es, den Zusammenhang zwischen dem Beschwerdebild und der geschädigten HWS herzustellen, damit eine Ursachentherapie mit Aussicht auf Erfolg eingeleitet werden kann.